Gottfried Böttger, Janice Harrington & Robbie Smith in Altenholz, 23.10.12
"Kieler Nachrichten", Donnerstag, 25. Oktober 2012
Autor: Dr. Wolfgang Bodendorff
Kirche als Jazz-Kathedrale
Gottfried Böttger und Gäste in der Kirche im Eivind-Berggrav-Zentrum
Altenholz. “Zwischen Gospel & Jazz“ Iautete das Kultur-Highlight am vergangenen Dienstagabend in der gut besuchten Kirche des Eivind-Berggrav-Zentrums in Altenholz. Nach 2005 und 2007 war inzwischen zum dritten MaIe der international gefeierte Jazz-Pianist Gottfried Böttger angereist, um wiederum mit zwei namhaften Gästen ein Konzert der besonderen Art zu präsentieren.
Dabei fühlte er sich, wie er in seiner Begrüßung launig meinte, ,,bereits wie zu Hause", als er die Kirche betrat. Doch bevor er seine Gäste präsentierte, stimmte Böttger sein Publikum zunächst mit einem lockeren Rag von Scott Joplin ein. Dann aber kündigte er den Drummer Robbie Smith an, der, wie einst jahrelang sein Vater Harold, nun mit Böttger zusammen musizierte und gleich mit dem St. Louis Blues überzeugte. Er ist nicht nur ein exzellenter Schlagzeuger, sondern machte auch als Sänger auf sich aufmerksam.
Als letztes nun erschien die musikalische Seele des Abends auf der Bühne: die Lady of Jazz, Blues & Gospel, Janice Harrington, mit ihrer zauberhaften und überwältigenden schwarzen Soul-Stimme. Sie verstand es sofort, das Publikum magisch in ihren Bann zu ziehen. Da war ein munteres Wippen, ein fast unkontrolliertes Nicken, ein unwillkürliches Zucken und leises Mitpulsieren mit dem Fuß oder mit den Händen: Kaum jemand, der nicht den mitreißenden Rhythmen sowie der Faszination der Klänge unterlag und von der lockeren Lebenshaltung angesteckt wurde. Und die Lady verstand es auch, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, wie bei Glory, Glory Hallelujah, das vor der Pause der erste Höhepunkt war. Ähnlich hitzig gestaltete sich der zweite Teil, worin die Drei die Kirche in eine Jazz-Kathedrale verwandelten und die beinahe wie in Trance mitklatschenden und singenden Zuhörer ihnen zu Füßen lagen. Erst nach finalem und tosendem Down by the Riverside und enthusiastisch beklatschten Zugaben ließen sie die Künstler gehen.
Mit freundlicher Genehmigung des Autoren Dr. Wolfgang Bodendorff und der "Kieler Nachrichten".
Mehr zu Janice Harrington:
Die nordamerikanische, vielseitig talentierte Künstlerin Janice Harrington ist als Jazz-, Blues- und Gospelsängerin, Produzentin und Schauspielerin bekannt. Geboren und aufgewachsen in Cleveland, Ohio lebt sie heute in Deutschland.
Ihre Karriere begann 1969 mit Tourneen durch Südostasien, wo sie für das US Militär in verschiedenen U.S.O. Shows während des Vietnam-Krieges auftrat. Großen Erfolg hatte sie 1975 bis 1977 als Stargast im Las Vegas Flamingo Hotel. Während dieser Zeit spielte sie auch Hauptrollen in den Theaterstücken Normen Is That You und Two Gentlemen From Verona und war als Gast in der amerikanischen TV Serie Days Of Your Lives zu sehen.
Janice Harrington stand mit Künstlern wie Billy Daniels, Lloyd Bridges, Frank Sinatra Jr., Sammy Davis Jr. und Lionel Hampton auf der Bühne. Lionel Hampton sagte einmal über Janice Harrington, sie sei eine "One-Women-Show".
1980 kam Janice Harrington nach Europa. Hier trat sie in diversen Konzert-Vorprogrammen auf, u.a. 1982 für Joan Armatrading in Oslo und 1989 - zusammen mit der Kenn Lending Blues Band - für BB King in Kopenhagen. Ein Höhepunkt in ihrer Karriere war der Auftritt für Bischof Desmond Tutu in Oslo, anlässlich der Verleihung seines Friedensnobelpreises. Janice Harrington begeisterte das Publikum in gemeinsamen Auftritten mit Rockin Dopsie, Buddy Guy, Champion Jack Dupree und Luther Allison. 1993 war Janice Harrington auf Tour durch die Schweiz mit Big Jay McNeely. Als Jazz-Sängerin trat sie zusammen mit Nat Adderley, Papa Bue'€™s Viking Jazzband, der Humphrey Lyttleton Band und der Dutch Swing College Band auf. Ebenso arbeitete sie als Solo-Gast mit der Danish Television Big Band, der Oslo Radio Big Band, der NDR Radio Big Band und der RTV Ljubljana Big Band. Hinzu kamen diverse Auftritte in Radio- und Fernsehproduktionen.
Janice Harrington hat zwei Musicals geschrieben: Streets of Harlem, aufgeführt in Oslo und What My Eyes Have Seen, produziert in Hamburg.1995 produzierte sie das Erste Norddeutsche Gospel- und Spiritual Festival, wofür sie als Schirmherrn Gerhard Schröder gewann, seinerzeit noch Ministerpräsident in Niedersachsen.
Im Juli 2007 nahm Janice Harrington als Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Musikarbeit, Lüneburg von der "Friedensstiftung Günter Manzke" den Anerkenungspreis entgegen. Er wurde dem Verein in Anerkennung und Würdigung seiner Arbeit zur Förderung des inneren Friedens verliehen. Ebenfalls 2007 war sie in Bulgarien und Rumänien als Gast der Amerikanischen Botschaft mit diversen Workshops und Konzerten und eröffnete in Bulgarien das renommierte Bansko Jazz Festival.
Mehr zu Robbie Smith:
www.robbie-smith.de
http://www.myspace.com/robbiesmithmove
Robbie Smith wurde die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt. Schon als kleiner Junge begleitete er seinen Vater Harold Smith auf Tourneen rund um den Globus und lernte von ihm Schlagzeug zu spielen. Als einer der begehrtesten Live- und Studiomusiker Deutschlands, brilliert er besonders durch seine Vielseitigkeit (Schlagzeug, Gesang, Percussion).
Aus Trinidad stammen nicht nur die Steeldrum, der Calypso und der Soca, auf der Karibikinsel wurzelt auch der Stammbaum von Robbie Smith.
Er spielte u. a. mit Michael Bolton, Orange Blue, Patrick Nuo, Roger Whittaker, Tony Christie, Massive Töne, Deichkind, Heinz Rudolf Kunze, Echt, Roger Cicero, Stefan Gwildis, Hape Kerkeling, Anna Maria Kaufmann, Udo Jürgens, Harald Schmidt, No Angels, Stefan Raab und vielen anderen erfolgreich zusammen, die er mit unnachahmlichem Gefühl für Timing & Groove unterstützte.
Als Schauspieler, Sänger und Percussionist der Hamburger Musical Produktion "Buddy" konnte er seine Vielseitigkeit und Kreativität sechs Jahre lang einem begeisterten Publikum zugänglich machen.
Im Jahr 2004 folgte für den TV-Sender Pro 7 ein Engagement als Schlagzeuger bei „Popstars“.
Robbie Smith leitet zudem eine eigene Funk- und Soul-Band, „Robbie Smith + The Hamburg Funky Brass“.
Das Jahr 2012 nutzten Smith und seine Band für die Erarbeitung eines neuen Programms, das 2013 Premiere haben wird. Momentan laufen intensive Vorbereitungen zu einer DVD-Produktion in Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Peter Kühn aus Stade.
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